Eine starke Taschenlampe, damit können sie sich und die Kälber schützen. Nathan Voyame und Daniela stehen auf dem Hof des Bauern Kim und blicken auf die Weide. Dort grasen
gut 20 Highland-Kälber mit langem Fell. Die Sonne ist schon hinter den Bergen untergegangen. Für die nächsten zwölf Stunden werden sie aufpassen, als Nachtwächter für das Vieh. Im Wald hinter den Kälbern könnte die Bedrohung lauern: der Wolf.
Nathan und Daniela sind Teil des Teams der Schweizer „Organisation pour la Protection des Alpages“ (Oppal), die sich dafür einsetzt, das Vieh vor dem Wolf und den Wolf vor dem Menschen zu schützen. „Unser Ziel ist, dass das Vieh und auch der Wolf bis zum Ende der Saison überleben“, sagt Jérémie Moulin, Initiator von Oppal. Dafür halten Freiwillige und „Zivilisten“, die ihren staatlichen Zivildienst ableisten, die Nacht über abwechselnd Wache.
Eine gewaltfreie Lösung des Konflikts zwischen dem Wolf, der Weidevieh reißt, und den Bauern, die mit dem Vieh ihren Lebensunterhalt verdienen, scheint vielversprechend. Darf der Wolf doch hierzulande nach Paragraph 44 des Bundesnaturschutzgesetzes nicht geschossen werden. Ihn einfach gewähren zu lassen ist für die Viehzüchter jedoch auch keine Alternative. Immer wieder flammt der alte Konflikt auf, wenn Meldungen über gerissenes Vieh die Runde machen. Wie soll man mit dem Rudeltier umgehen? Die Schweizer Organisation Oppal arbeitet für einen Zwischenweg, eine gewaltfreie Lösung dieses oft blutigen Konflikts.
Fotografiert im Auftrag der FAZ